RAWA -Stellungnahme am Internationalen Frauentag, 8. März 2002


Lasst uns gegen den Krieg und den Fundamentalismus
und für Frieden und Demokratie kämpfen!

Kämpfer für Frieden, Schwestern und Brüder,

Als wir im letzten Jahr den 8. März begangen haben, drückte RAWA die Hoffnung aus, dass wir im kommenden Jahr, dem Jahre 2002, den Frauentag in einem befreiten und freien Afghanistan feiern würden. Während des vergangenen Jahres wurde die Weltgemeinschaft durch Vorfälle, von denen man aus Afghanistan erfuhr, schockiert, und die gegenwärtige Geschichte wurde durch diese Ereignisse drastisch verändert. Viele Dinge sind in Afghanistan geschehen, nicht zuletzt die Ausrottung der Taliban-Pest und ihrer Verbreiter, der Al-Qaeda, aber wir müssen mit bitterer Enttäuschung feststellen, dass unser unglückliches Land trotz all dieser bedeutsamen Veränderungen immer noch keine die Freiheit und Befreiung genießt. Die Frauen auf der Welt begehen den Frauentag mit Seele und Begeisterung, in Afghanistan fühlen sich die Frauen immer noch nicht sicher genug, um ihre elenden Burqa- Leichentücher abzuwerfen, ganz zu schweigen davon, ihre Stimme zu Tausenden in Unterstützung von Freiheit und Demokratie zu erheben. Es klafft immer noch ein weiter Abgrund zwischen uns und der glorreichen Zukunft, auf die wir unsere Blicke, unsere Herzen und unsere Seelen gerichtet haben. Es ist, als habe das Schicksal beschlossen, dass diese am meisten verarmte Nation der Erde nicht so einfach die Ketten und Eisen der Despoten und blutsaugenden Fundamentalisten abwerfen könne.

Solche qualvollen Grübeleien zu äußern, drückt nicht Verzweiflung oder mangelndes Vertrauen in eine bessere Zukunft aus. Seit mehr als zwei Jahrzehnten hat RAWA unerschrocken und stetig einen steilen Pfad von Blut und Tränen beschritten. Wir kennen die Risiken und Gefahren des Weges, der vor uns liegt, und nicht für eine einzige Sekunde werden wir in unserem Beschluss wanken, weiterhin den verrückten religiösen Fundamentalismus und seine Förderer zu bekämpfen, die uns den Weg zur Erreichung unserer Ziele des Friedens, der Demokratie und der Gleichberechtigung für Frauen versperren. Und während wir diesen Pfad beschreiten, werden wir uns weder bösen Vorahnungen noch Wahnvorstellungen beugen.

Trotz der Tatsache, dass wir während der Monate nach den grauenvollen Angriffen der religiösen Fanatiker auf New York und Washington mehrmals unsere Ansichten und Stellungen zu bedauerlichen Themen geäußert haben, nehmen wir diese Gelegenheit wahr, um wieder einmal unsere Hauptpositionen zu diesen Schlüsselthemen zu wiederholen. Wir hoffen, dass wir dadurch die vielen Fragen beantworten können, die an RAWA-Mitarbeiter innerhalb Afghanistans und im Ausland herangetragen wurden.

1. RAWA und die militärische Kampagne der USA gegen die Taliban und die Banden Osamas

RAWA hat ständig die Tatsache betont, dass die Taliban, Osama und Konsorten sowie andere fundamentalistische Banden in Afghanistan Ausgeburten kurzsichtiger US-Politik sind, entstanden angesichts des afghanischen Widerstandskrieges gegen die sowjetischen Aggressionen. Solange derartige Frankenstein-Monster für die Verfolgung der US-Politik nützlich waren, haben aufeinander folgende US-Regierungen sie unterstützt und ständig die Augen vor den höheren Interessen der Menschen Afghanistans verschlossen, und die Augen verschlossen vor den Konsequenzen, die diese Unterstützung auf Freiheit und Demokratie in unserem Land und diesem Gebiet der Welt bedeutet. RAWA ist sehr stolz auf die Tatsache, das wir diese US-Politik beharrlich verdammt haben und dass wir nie dem Druck nach "Umsicht" nachgegeben haben, nicht einmal angesichts der Verlockungen politischen oder finanziellen Opportunismus.

Wir betrachten die amerikanische Nation als ein wunderbares Volk, das unermessliche Beiträge zur menschlichen Zivilisation, zum sozialen und wissenschaftlichen Fortschritt geleistet hat. Es ist hauptsächlich das Gewissen des amerikanischen Volkes, welches durch die Gemetzel an unschuldigen afghanischen Menschen durch die US-Bombardierungen in Afghanistan gepeitscht wird. Hierfür gibt es genügend Beweise in Form von Demonstrationen gegen den Afghanistan-Krieg in den meisten großen Städten der USA. RAWA hat Tausende e-mails aus den gesamten USA erhalten, in denen Mitgefühl für unser Volk ausgesprochen wurde und in denen die US-Bombardierungen, die unschuldige Opfer gefordert haben, verdammt wurden. Trauernde Amerikaner, die geliebte Menschen in der Tragödie des 11. September verloren haben, sind nach Afghanistan gereist, um den Bombenopfern ihr Mitgefühl und ihr Mitleid auszudrücken; dies ist ein strahlendes Beispiel der Menschlichkeit und der Friedensliebe, wie sie typisch für das amerikanische Volk ist. Solche Gesten werden vom afghanischen Volk niemals vergessen werden. Die Tränen der Trauer Tausender trauernder Amerikaner und Afghanen werden zu einer Fontäne der Liebe und der echten Verbundenheit der Völker dieser beide Länder verschmelzen. Wir sind stolz darauf, dass unserer Organisation, die von aufeinanderfolgenden US-Regierungen und Regierungsbehörden immer an den Rand abgedrängt wurde, immense moralische Unterstützung zuteil wurde, und dass wir die unermessliche materielle Großzügigkeit Tausender amerikanischer Männer, Frauen und Kinder erfahren durften. Die Realisierung vieler unserer diversen Projekte wäre ohne solch großzügige amerikanische Hilfe nicht möglich gewesen. Unser Dank von ganzem Herzen geht an das amerikanische Volk; das ist unsere Antwort auf die Behauptung, dass RAWA anti-amerikanisch sei.

Wir sehen die US- Militärkampagne in Afghanistan nicht als Aggression gegen Afghanistan oder als einen Krieg gegen das afghanische Volk an, auch nicht als eine Aggression gegen den Islam oder die Moslems, sondern als einen Aufruhr zwischen Beschützer und ehemaligen Schützlingen. Im Gegensatz zu einigen wischi-waschi redenden, konspirierenden Frauenorganisationen, ist für RAWA das Hauptziel nicht nur die Auslöschung der Taliban und ihrer Al-Qaeda- Fundamente, sondern ebenso die Vernichtung der kriminellen Jihadis. Das Blutvergießen und das Elend, das unserem unschuldigen, vom Fundamentalismus gepeitschten Volk aufgezwungen wurde, - der euphemistisch bezeichnete "kolaterale Schaden" - als Konsequenz der US-Bestrafung seiner ehemaligen rebellierenden Agenten kann unsere Opposition gegen den US-Krieg in Afghanistan nicht anreizen. Wir haben in der Vergangenheit oft erklärt, dass eine aussagefähige, maßgebliche und rechtzeitige UN-Verfügung für alle Länder hinsichtlich der Versorgung mit Lebensmitteln und Waffen an die Taliban, gepaart mit einem lauten und klaren Aufruf an alle Länder, anti-fundamentalistische und pro-demokratische Kräfte in Afghanistan zu unterstützen die Maßnahmen seien, um die Taliban und die Al Qaeda zu begrenzen und die Lebensdauer dieses Ungeziefer zu verkürzen.

2. RAWA und der Krieg gegen den Terrorismus

Man kann keine Terroristenbande dadurch bekämpfen, dass man eine andere unterstützt und sich auf deren Seite schlägt. In ihrem Krieg gegen die Taliban und Al Qaeda haben die USA die "Nordallianzen" dadurch in ihre Dienste genommen, dass sie umworben und gewisse berüchtigte Kriegsherren mit Waffen ausgerüstet haben. Dadurch erkennen die USA die schlimmsten Feinde unseres Volkes an und machen sich dieselbe tyrannische Politik gegen unser Volk und gegen das Schicksal Afghanistans zueigen, die aufeinander folgende USA-Verwaltungen während der vergangenen zwei Jahrzehnte zu eigen hatten. Die Taliban und Al Qaeda können nicht durch militärische und finanzielle Macht alleine ausgerottet werden. Krieg gegen die Taliban und Al Qaeda ist nicht lediglich ein Krieg an den militärischen und finanziellen Fronten, es ist ebenso ein Krieg an der ideologischen Front. Solange die Denkgebäude und typischen Gedankengänge der Taliban und Osama & Co verbleiben, ist es unvermeidlich, dass wir Zeugen werden, wie ihre typische Barbarei wieder ausbricht, sei es in Afghanistan oder in einem anderen Teil der Welt. Die Höhle dieser bösen Kriminellen in Afghanistan steht unter Belagerung. Demokratische und anti-fundamentalistische Kräfte in Afghanistan müssen die Taliban, die Al Qaeda und ihre fundamentalistischen Gebrüder unermüdlich bekämpfen, bis eine totale Vernichtung des Terrorismus und des Fundamentalismus in all ihren Formen in unserem Lande erreicht ist. Nur wenn die Demokratie in Afghanistan mit der rückhaltlosen Unterstützung der Weltgemeinschaft Wurzeln schlagen kann, kann ein Endsieg über den Terrorismus und den Fundamentalismus erreicht werden.

3. Die Situation nach dem Fall der Taliban

Das Bonner Treffen bezüglich Afghanistan wurde mit dem Ziel abgehalten, eine Übergangsverwaltung zu bilden und zu entscheiden, welche Maßnahmen nach der Zermalmung der Taliban und der Al Qaeda langfristig zu treffen seien. Mit Ausnahme der Anhänger des ehemaligen Koenigs, setzten sich mehr als dreiviertel der Teilnehmer aus widerlichen Repräsentanten der "Nordallianzen" und aus den berüchtigten terroristischen Organisationen des dem Golbodin Hekmatyar angeschlossenen Organisationen zusammen. Daher kann das Bonner Treffen trotz der lärmenden Segnungen der westlichen Medien kein Omen des Friedens und der Demokratie für unser Volk sein. Das Zuschanzen von Schlüsselpositionen in Ministerien an Gestalten, deren grauenvolle Verbrechen unser Volk immer noch verfolgen und die Verschlechterung der Sicherheitssituation in Kabul und in anderen Provinzen haben zum -zigstenmal die Wahrheit unserer Voraussage bestätigt, die sich aus der Vergangenheit der "Nordallianzen" ergibt. Die Existenz einer oder zweier Vorzeigefrauen in der Übergangsregierung (wobei eine der Frauen dafür berüchtigt ist, dass sie ein Lakai des iranischen Regimes ist, und die andere Frau ein hochrangiges Mitglied einer Partei ist, welche eine Verkörperung des Verrats am Mutterland ist) ist eine Beleidigung für die afghanischen Frauen und keineswegs ein Symbol der Wiederherstellung ihres Status' und ihrer Rechte. Die Frauen Afghanistans sind nicht befreit worden. Diese Tatsache ist am besten von der New York Times in ihrer Ausgabe vom 26. November 2001 klargestellt worden, in der über eine afghanische Witwe mit acht Kindern berichtet wurde: "Endlich kann sie nun betteln gehen"!

Herr Karzai, der von keiner einheimischen Organisation oder bewaffneten Kraft unterstützt wird, ist, zusammen mit einigen Kollegen in der gleichen Lage, eine Geisel in den Händen der kriminellen "Nordallianzen". Herr Karzai, der selbst kein Fundamentalist ist, hat einen Hintergrund des Konspirierens und der Intimität mit Burnahuddin Rabbani und seiner Bande, und hat sich daher irreführen lassen zu denken, dass die Tatsache, dass er die Kriminellen um sich herum in Kauf nimmt, und dass das Hofieren von Erz-Kriegsherren wie Rabbani ihm politische Dividenden einbringen würde. Unglücklicherweise weiß er nicht, oder will er nicht wissen, dass seine wichtigsten Minister der grauenvollsten Verbrechen gegen unser Volk schuldig sind - Verbrechen, die um vieles unverzeihlicher und unvergesslicher sind als diejenigen der Taliban. Herr Karzai kann beruhigt sein, dass die Rabbani-Bande, die sich um ihn herum befindet, die schon einige Jahre lang den Geschmack von Macht, Regierung und uneingeschränktem Drogenhandel genossen hat, die einen Hintergrund des Anhäufens von Reichtum unter dem Deckmantel der diplomatischen Immunität hat, niemals lediglich mit der Usurpation von Schlüsselstellungen in der Regierung zufrieden sein wird. Sie werden ihre Zeit abwarten, um wieder ungeteilte Macht zu erlangen.

Die übelkeitserregenden Anstrengungen der Rabbani-Gruppe, ihre Ikone Ahmed Shah Massoud heiligzusprechen, und ihr feuriges politisches Geheule unter seinem Portrait bereiten samt und sonders auf Konspirationen vor. Die "Herren" der Rabbani-Gang, Ex-Fundamentalisten und "Wende-Demokraten", haben sich den Hut der Lehentreue aufgesetzt, zugunsten von Leuten wie Abdullah Ozzam und Osama bin Laden, mehr noch als die Taliban dies getan haben, und sie haben viel länger von den Brosamen gelebt, die von Osamas und Ozzams Tisch gefallen sind. Mit ihrer lächerlichen, neuangeschafften Besessenheit mit "zivilisiertem" Erscheinungsbild und ihrem Nachäffen der neuesten europäischen Herrenmode können sie es schaffen, ihre wahren politischen und ideologischen Schachzüge und Hintergründe vor den Augen oberflächlicher Beobachter insbesondere des Westens zu verbergen, aber sie werden es nie schaffen, ihre blutbesudelten Hände vor den Augen unseres Volkes zu verstecken. Die kürzlich erfolgte Übereinander - Herfallen der Fundamentalisten und Jihad-Raubtiere in den Provinzen Paktia und Ningarhar, das Knurren und Schnappen des Karim Khalili in der Region Hazarajat, die Räubereien des Rashid Dostum und seiner Bande von Plünderern im Norden Afghanistans, das ganz kürzlich erfolgte politische Herumhuren des Isdmale Khan im Gebiet Herat und die Intrigen des Rabbani und seiner mörderischen Bande in Badakhshan, usw. usw., all dies zeigt den Pferdefuss und all dies sind frühzeitige Warnzeichen von zukünftigen Verrätern, die begangen werden. Mit dem Einsetzen des Friedens und der Demokratie und dem Anfang des Marsches in die Richtung von Entwicklung und Fortschritt werden sich all diese "Herren" ohne das Getue der Macht-durch-Ehrlosigkeit-und-Religions-Vortaeuschen wiederfinden, und sie werden auf der Lauer liegen, um Kabul wieder in Blut zu tränken und ihre Herrschaft über das ganze Land auszudehnen.

Die Ermordung des Luftfahrtministers, Dr Abdurrhaman, ist ein kaum verschleierter Hinweis an den Ex-König, Herrn Karzai, und an seine Freunde; es ist ein kleiner Einblick in die Intrigen und Ehrlosigkeiten, zu denen die verderbtesten Feinde unseres Volkes, die Herrn Karzai umgeben, fähig sind, um ihre verbrecherischen Interessen zu schützen. Dr. Abdurrahman wurde um die Ecke gebracht, weil seine Mörder ihm nicht vertrauten, die schlimmen Geheimnisse, die er über Ahmad Shah Massoud, Dr. Abdullah, General Fahim und andere Führer der Jamiat-i-Islami kannte, für sich zu behalten. Jede Enthüllung von Geheimnissen durch Dr Abdurrahman hätte die letzten Reste der Masken, die sie tragen, und mit der sie alle Welt zu überlisten versuchen, heruntergerissen.

Herr Karzai: Es mag sein, dass das afghanische Volk davon absehen wird, Sie als einen zweiten Shah Shuja oder Babrak Karmal zu bezeichnen, weil Sie aus einer Zwangslage heraus in Ihrer Position sind, und als eine Alternative zu den Mördern der Sorte des Golbodin Hekmatyar, Sayyaf , Khalili und ihresgleichen, aber sie werden Ihnen die endlose Fortsetzung Ihrer rückgratlosen Nachsichtigkeit nicht vergeben, auch nicht Ihr Zusammentreffen mit den Halsabschneidern der Jihadi - ein Zusammentreffen, welches Ihnen am Ende nicht gut zu Gesicht stehen wird. Der Lackmus- Test für Sie - oder für jeglichen afghanischen Führer - ein Test Ihrer Werte, Ihrer Kompetenz und Ihrer Ehrlichkeit ist Ihre politische Haltung gegenüber den und ihren ausländischen Gebietern, und Ihre Treue für die Prinzipien der Demokratie.

Einige werfen die Frage einer nationalen Wiedervereinigung Afghanistans auf und verweisen auf die Gnadenerlasse der Nazis in Deutschland und anderen Ländern. Wenn derartige Symbolisierung, in Anbetracht der Natur und der Geschichte der afghanischen Fundamentalisten, keine totale Ignoranz ist, dann wäre es, als forderte man das afghanische Volk auf, bei der Beerdigung ihrer Meistgeliebten zu jubeln. Wie kann man von der afghanischen Nation Vergebung und Aussöhnung mit Banden und Individuen verlangen, die von 1992 bis 1996 solche grauenvollen Gräueltaten und Verrat begangen haben, die so viel Verzweiflung über das Land gebracht haben? Außerdem: Diese "Herren" zeigen nicht nur keinerlei Reue, was ihre Vergangenheit betrifft, sondern sie lehnen sich mit unfassbarer Arroganz in ihren ministeriellen Ämtern zurück und zeigen nichts als Verachtung für das Volk, das sie so grausam gequält haben. Um auf das Nazi-Beispiel zurückzukommen: Erstens, es gibt wohl kein Nazi-Führungskaliber, das nicht zum Tode verurteilt wurde. Zweitens - und dies ist wichtiger - Nazis des zweiten Ranges, die nicht hingerichtet oder verurteilt wurden, wurden nicht die Zügel der Regierung in die Hand gelegt. Nicht in Deutschland und nicht in irgendeinem anderen Land auf der Welt. Die Welt weiß, dass die Gräueltaten der afghanischen Fundamentalisten so schlimm nicht einmal nicht von den Nazis oder den Faschisten begangen wurden, sogar die algerischen Fundamentalisten-Brüder der afghanischen Fundamentalisten, die sich nichts dabei denken, Neugeborenen die Kehle durchzuschneiden, würden davor zurückschrecken, die Mütter, Schwestern und Söhne ihrer Landsleute zu vergewaltigen; dies war eine Lieblingspraktik der Nordallianzen, die ihre Opfer vergewaltigen, bevor sie sie töten und ihre Besitztümer ausplündern. Mit solchen perversen Kriminellen kann es keine Versöhnung geben, insbesondere nicht, solange sie sich in einer dominanten Position befinden. Bis zu dem Zeitpunkt, wenn derartige Verbrecher der Gerechtigkeit zugeführt werden, sind die Gerichtsverfahren in Den Haag gegen unbedeutendere Verbrecher für Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit bestenfalls unkomplett, verzerrt und Karikatur der Justiz. Serbische und nicht-serbische Kriminelle erscheinen, verglichen mit ihren afghanischen Gegenstücken, wie unschuldige Kinder. Wenn die Entsendung von Truppen und militärische Aktionen gegen die Taliban und Al-Quaeda eine gerechte Sache sind, dann ist die strafrechtliche Verfolgung der Nordallianzen die conditio sine qua non für Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit in Afghanistan.

Manche fragen: "Warum kann RAWA nicht endlich einmal einer Regierung in Afghanistan zustimmen?" Die Antwort ist einfach: Weil wir keine jetzige oder vergangene politische Kraft an der Macht als demokratisch, als die Frauenrechte achtend ansehen. Wir können mit Höllenhunden, die das Brandzeichen von Jahren der grässlichsten Verbrechen gegen unser Volk im Gesicht tragen, keine Abkommen schließen.

4. Der Einsatz des Friedens

Unter Umständen, in denen - sogar in Anwesenheit Tausender ausländischer Soldaten in Kabul - unsere Hauptstadt nicht als ein sicherer und geschützter Platz bezeichnet werden kann, gibt es keine Alternative zu der Entsendung einer effektiven UN-Sicherheitstruppe über das Land, um sichere Bedingungen für die Versammlung eines Loya Jirga (Großer Rat) zu schaffen, und, was noch wichtiger ist, landesweites Wahlrecht. Trotz aller Kritik, die gegenüber der Arbeitsweise der UN ausgedrückt wird, bevorzugt RAWA die Anwesenheit von UN-Truppen gegenüber der Anwesenheit von Jihadi-Psychopathen, die von der Leine gelassen werden. Solche UN-Truppen sollten aber keine Mitglieder aus Ländern beinhalten, welche Fundamentalisten unterstützt und ihnen geholfen haben und auch nicht aus Ländern brutaler Kriegsherren wie der Türkei, die einer der wichtigsten Fürsprecher des Kriminellen Dostum war.

5. Angrenzende Länder

Es erscheint, dass das iranische Regime, nach jahrelangem Schmusen mit Golbodin Hekmatyar und nach der Schaffung des "Cyprus process" zur Förderung von Hekmatyars Interessen sich nun von ihm lossagt. Solch ein Bruch kann allerdings niemanden täuschen. Das einzige Ziel des blutgetränkten iranischen Regimes besteht darin, eine Nebelwand aufzubauen, um ihre eigenen gefährlichen, verräterischen Manöver zu verschleiern, um durch die Stärkung der getreuen iranischen Diener Ismael Khan und Karim Khalili die Wiedervereinigung Afghanistans zu verhindern. Der Zusammenbruch ihrer Taliban-Glaubensbrüder hat das Vilayat-e-Faqih-Regime in Iran bis auf die Grundfesten erschüttert, und um die Gewässer in Afghanistan trübe zu halten, sind sie nicht davor zurückgeschreckt, geflüchteten Taliban- und Al Qaeda-Kaempfern in Iran einen sicheren Hafen zu schaffen.

Es ist ein großes Unglück für unser vom Schicksal gebeuteltes Land, als westlichen Nachbarn ein so blutrünstiges Regime wie den Iran zu haben, und als östlichen Nachbarn zum doppelten Unglück Pakistan, mit dem sich Afghanistan eine mehrere hundert Meilen lange Grenze vom Nordosten bis zum Südwesten teilt. Die pakistanischen Regimes, haben während der vergangenen 23 Jahre ihre Afghanistan-Politik auf Entwürfen aufgebaut, in welchen Führer, Geheimdienste und islamische Fundamentalisten-Parteien heimlich gearbeitet haben, um kriminelle Jihadi- und folglich Taliban-Banden auszubilden, zu ernähren und zu trainieren, und sie dann auf die Menschen in Afghanistan loszulassen. Das momentane pakistanische Regime hat Schritte unternommen, um terroristische pakistanische Fundamentalisten-Parteien zum Schweigen zu bringen, aber wie in einer RAWA- Erklärung gesagt wurde, können solche Schritte kaum ausreichen, um das Vertrauen des afghanischen Volkes zu gewinnen, wenn nicht erstens Hunderte Fälle von Verbrechen, Morden, Verschleppungen, Folterungen, Erpressungen und anderer Verbrechen durch Führer und Schlüsselfiguren der terroristischen Jihadi-Organisationen gesühnt werden, einschließlich der kriminellen Bande des Golbodin Hekmatyar, wenn nicht die Klagen der Opfer und ihrer Familien rechtmäßig abgewickelt und ihnen Gerechtigkeit getan wurde. Zweitens müssen die Führer und Mitglieder der Jamiat-e-Khoddam al Furqan (Vereinigung der Diener des Koran), einschließlich Mullah Abdul Hakim Mujahed, die nichts als eine umgeformte Taliban-Bande sind, verhaftet, vor Gericht gestellt und bestraft werden.

Genauso können die Regierungen Tajikistans und Usbekistans das Vertrauen und den guten Willen des afghanischen Volkes dadurch erlangen, dass sie Dokumente veröffentlichen, welche sich mit der Hilfe befassen, die sie über die Jahre den Terroristen gewährt haben, und in denen sie versprechen, von jeglicher Form der Unterstützung ihrer ehemaligen Schützlinge Abstand zu nehmen.

6. Wiederaufbau Afghanistans

Es hilft dem afghanischen Volk wenig, dass Billionen von Dollars in ein Land hineingepumpt werden, in welchem die fundamentalistische Mafia noch immer an der Macht ist. Unter solchen Umständen wird das Geld dazu dienen, die Truhen der religiösen Cosa Nostra zu füllen und folglich deren terroristische Ziele innerhalb und außerhalb Afghanistans finanzieren. In einem Land wie Afghanistan, wo keine Spur juristischer Infrastruktur existiert, wo es nicht einmal eine quasi-demokratische Regierung gibt, müssen die meisten sozialen und ökonomischen Themen als politische Themen behandelt werden. Das zufriedenstellende Management der sozialen und ökonomischen Probleme in Afghanistan hängt hauptsächlich von der Bildung einer demokratischen afghanischen Regierung ab. Wir möchten die Aufmerksamkeit aller Länder, die an der Rehabilitation und am Wiederaufbau Afghanistans interessiert sind , sehr stark auf diesen Punkt lenken.

7. Loya Jirga (Grosser Rat)

RAWA hält eine Loya Jirga nicht für eine demokratische Einrichtung, die mit den Zwangslagen des nationalen politischen Lebens in der zeitgenössischen Welt kompatibel ist. Wir glauben jedoch, dass unter den gegenwärtigen Umständen, in denen unser Land noch unter den Schatten der Fundamentalisten-Bärte und ihrer Bajonette zittert, die anachronistische Loya Jirga eine positive nationale Rolle spielen kann. Wir haben jedoch starke Vorbehalte aufgrund der Tatsache, dass keines der 21 Mitglieder des Vorbereitungskomitees für die Einberufung der Loya Jirga irgendeine Vorgeschichte des Kampfes gegen die kriminellen Jihadis hat, und einige von ihnen haben eine Vergangenheit des feigen Schweigens und der Kompromisse gegenüber den Taliban. Mit solchem Vorbereitungskomitee werden die Natur und Kompetenz der Loya Jirga in Frage gestellt. Es ist "amüsant" zu bemerken, dass eines der weiblichen Mitglieder des obengenannten Komitees nicht nur ein ehemaliges Mitglied der Parcham-Fraktion der in Unehre gefallenen PDPA (Sowjetische Verräter- und Überläufer- Partei) ist, sondern auch genau an demselben Zeitpunkt in den internationalen Medien auftauchte, an dem die Rabbani-Bande in Kabul einzog. Wen repräsentiert sie?

Wie erwiesen ist, haben Herrn Lakhdar Barahimi's geniale Berater ihn bei der Auswahl der Kandidaten für das Vorbereitungskomitee unglücklicherweise angewiesen, sich in eine Richtung zu bewegen, die den Wünschen des afghanischen Volkes klar entgegenläuft .Herr Barahimi muss wissen dass, sollte der Gestank des Fundamentalismus' von der Loya Jirga aufsteigen, so wie er von der Übergangsregierung aufsteigt, die UN und die USA lediglich für die erneute afghanische Tragödie verantwortlich gemacht werden, weil niemand die Schuld seinen genialen Beratern zuschieben wird. Die Auswahl von Kandidaten für jegliche Rolle oder Amt, basierend auf deren religiösen oder ethnischen Zugehörigkeiten, ist sehr unpassend und eine komplette Irreleitung. Hauptkriterium muss es sein, dass keine fundamentalistische Vergiftung für Repräsentanten jeglicher religiösen oder ethischen Richtung existiert. Falls dies nicht der Fall ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Zusammensetzung der Loya Jirga zwar Repräsentanten aller Stämme, ethnischen und religiösen Gruppierungen Afghanistans enthält, die meisten von ihnen jedoch den fundamentalistischen Virus in sich tragen. Das Resultat braucht nicht erläutert zu werden.

Eines der weiblichen Mitglieder der Übergangsregierung, das lügnerisch leugnet, in der Führungsriege einer ethno-chauvinistischen fundamentalistischen Partei zu sein, hat berechtigterweise zugegeben, dass sie nicht das afghanische Volk repräsentiert. Es spielt keine Rolle, dass man ein Volk darum nicht repräsentiert, weil man eine lange Zeit woanders gelebt hat, aber es ist wichtig, dass man ein Gehirn hat, dass frei von fundamentalistischem Schmutz ist, das es einem erlaubt, fest in der demokratischen, patriotischen, fortschrittlichen Frontlinie im hoffnungsfreudigen Krieg gegen Jihadi und Taliban-Verrat zu stehen. Falls die Loya Jirga nicht zu solch einer Front wird, wird sie lediglich ein mieses Werkzeug zur Entscheidungsfindung im Sinne fundamentalistischer und anti-demokratischer Linien werden.

8. Die Verfassung

Die afghanische Verfassung von 1964 kann, mit den folgenden Ergänzungen, für die Mehrheit des afghanischen Volkes akzeptabel sein (außer für die Fundamentalisten):

9. Der zukünftige afghanische Staat

Hinsichtlich der Zusammensetzung der Übergangsverwaltung möchte RAWA sagen, dass wir diese nicht als fähig und kompetent ansehen, auf der Basis von demokratischen Prinzipien zu operieren. Sogar wenn Herr Karzai und einige Auserwählte seines Teams wirklich ihre Demokratie beschwören und versichern, dass sie sich an die Lehren der Demokratie halten, so sind sie doch in den Tentakeln der Feinde der Demokratie gefangen und gelähmt.

RAWA fordert einen zukünftigen afghanischen Staat, der auf den folgenden Prinzipien basiert:

Lasst doch die Opponenten RAWA's und die RAWA-Gegner alle Anschuldigungen gegen RAWA äußern, die sie wollen. Lasst sogenannte Lakaien der Jihadi- und Taliban-Kriminellenbanden nicht von schmutzigen Tiraden gegen RAWA ablassen. Lasst Schwachsinnige aufstehen und behaupten, dass afghanische Frauen wegen ihrer religiösen und kulturellen Konditionierung mit dem mittelalterlichen Jihadi- und Taliban-Despotismus einverstanden seien und keine Freiheit und Demokratie wert seien. Die Revolutionäre Vereinigung der Frauen Afghanistans existiert seit über zwei Jahrzehnten des unerschrockenen Kampfes im Angesicht des Todes oder eines schlimmeren Schicksals, im Kampf für Demokratie, für die Gleichberechtigung der Frauen, und für Macht für Frauen. Wir werden vor reaktionären und frauenfeindlichen Anwürfen und verbalen Giftattacken gegen uns nicht zurückzucken. Wir verlassen uns auf die Massen trauernder, gequälter afghanischer Frauen, und gemeinsam mit allen anderen pro-demokratischen Kräften in unserem Heimatland werden wir nicht einen Moment schwankend werden und keinen Schritt von der Verfolgung unserer hohen Ziele abweichen.

Von dem Blut inspiriert, das Meena auf diesem Weg vergossen hat, und mit einer Entschlossenheit, die nie so gestählt war wie heute, wollen wir ein freies, blühendes und demokratisches Afghanistan schaffen, wir werden vorwärts marschieren und mit der Vorhut der Frauenlegion unseres Landes kämpfen. Als Battalion der großen Armee der Frauen-Partisanen für Freiheit überall auf der Welt werden uns die Frauen der Welt auf unserem Posten vorfinden.

Lasst den Geist und die Unterstützung für den Kampf der Frauen Afghanistans gegen Krieg und Fundamentalismus und für Freiheit und Demokratie stärker werden und sich ausbreiten wie nie zuvor!

Lang lebe RAWA's Solidarität mit den freiheitsliebenden Frauen und Frauenorganisationen in aller Welt!


Revolutionäre Vereinigung der Frauen Afghanistans (RAWA)
8. März 2002 - Peschawar






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RAWA's Aufruf an die UN und Weltgemeinschaft nach dem Fall Kabuls
RAWA- Erklärung zu den terroristischen Angriffen in den USA
RAWA- Erklärung zu den US-Angriffen auf Afghanistan
RAWA- Erklärung anlässlich des Internationalen Menschenrechtstages, 10. Dez., 2001


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