Erklärung von RAWA zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember 2002


Ohne Zurückweisung der Fundamentalisten bleibt die Wahrung der Menschenrechte Illusion oder Traum!


Seit einem Jahr richtet die Welt ihr Augenmerk auf Afghanistan: Folgt auf den Zusammenbruch des Talibanregimes nun eine gegen die Taliban und gegen religiöse Tyrannei ausgerichtete Regierung? Doch alle Hoffnung und alle Willensanstrengungen unseres freiheitsliebenden Volkes und der Menschen in der Welt wandelten sich in Illusion und Verzweiflung, als wir sehen mußten, daß die USA und ihre Verbündeten die Macht in Afghanistan an die Nordallianz übergaben - das sind Fundamentalisten, die noch blutrünstiger....sind und den Menschenrechten feindselig gegenüberstehen.

Von 1992 bis 1996 zeigte die "Nordallianz" wer sie ist. Die Brutalität und Kriminalität der Jehadi Banden erreichte während dieser dunkelsten Jahre Afghanistan ein solches Ausmaß, daß unser Volk darüber die Bombardierungen, Massenhinrichtungen und die bedrückende Zeit der russischen Besatzer und ihrer Parchami-Gehilfen vergaßen.

Folglich ist es nicht verwunderlich, dass wir während des letzten Jahres keinerlei Zeichen von Stabilität, Ende des Krieges, Sicherheit oder die Wiederherstellung von Wirtschaft und (normalem) Leben im Land beobachten konnten. Ganz im Gegenteil, nun stellt auch die Weltöffentlichkeit fest, dass in folge der Herrschaft von berufsmässigen Verbrechern in der Regierung schockierende Fälle von Menschenrechtsverletzungen, Übergriffe auf Frauen, das häßliche Gespenst religiöser Tyrannei, sowie der Brandherd religiöser und ethnischer Unterschiede und die Herrschaft der Warlords in Afghanistan fortdauern.

Die Demonstration an der Kabuler Universität wurde von Schüssen beantwortet, denen Ghafar und Rahim und andere zu Opfer fielen.

Dieser Vorfall zeigt, wie schwach unglaubwürdig eine Regierung ist, die sich von einer einfachen Demonstration für die Bereitstellung von Wasser, elektrischem Strom und Nahrung ängstigen und aufbringen lässt. Ein hässliches Mal an der Stirn der Fundamentalisten und ihrer Komplizen!

RAWA hat von Anfang an, als Karzai auf der Bildfläche erschien, davor gewarnt, dass die Übermacht der Nordallianz von der Regierung nichts gutes erwarten lässt. Durch das bloße Einrichten verschiedener Kommissionen und der Aufstellung dieser oder jener Frau als Ministerin oder Führerin ändert sich garnichts. Nur wenn die Fundamentalisten zurückgewiesen und verurteilt werden, wird sich unser Volk, insbesonders unsere bedauernswerten Frauen, sicher und ruhig fühlen, und der Wiederaufbau von Afghanistan, das voller Gräber ist, wird erfolgreich.

Die USA und der Westen sprechen über einen Krieg gegen den Terrorismus und halten ihren Einsatz für einen relativen Erfolg.

Nun, nahezu tägliche Terroraktionen, die Ermordung von zwei Ministern, ein Attentat auf Karzai, die Fortsetzung von Übergriffen und Raub, die Streitigkeiten zwischen den Warlords und der Stillstand des Aufbauprozesses widersprechen dieser Einschätzung. Sie sollten wissen dass der Terrorismus der Al-Quaida und ihrer Brut, ob in Afghanistan oder anderswo, nicht beseitigt werden kann, ohne die Unterstützung fundamentalistischer Regierungen und Gruppen in allen Winkeln der Welt zu unterbinden und stattdessen die demokratischen Kräfte zu unterstützen. Und als ersten Schritt dahin sollten sie die Unterstützung der Jehadi Verbrecher beenden.

Mr Karzai zeigt Protest, um Hilfe vom Westen zu erlangen. Aber er denkt nicht über die Anwesenheit von Korruption und Gotteskämpfern in seiner Regierung nach. Die Staatengemeinschaft sollte schrfes Augenmerk auf die Tatsache richten, dass jede Art finanzieller Hilfe für die Afghanische Regierung- solange sie von der Nordallianz dominiert wird - hauptsächlich die Taschen der Fundamentalisten füllt und damit die Kriegsmaschinerie in Gang hält und den Heroinhandel.

Unter anderem hatte Karzai eine Verfassung und Wahlen versprochen.

Doch insofern Karzai seinen Handlungsspielraum durch die Jamiat Islamisten und deren Brut einengen lässt und insofern der Schatten dieses Verrats über unserem Volk schwebt , werden diese Verspechen schöne Worte bleiben solange bis die Jehadi-Führer vor Gericht kommen. Und die Verfassung wird lediglich der Legalisierung ihres Verrats und ihrer blutigen Herrschaft dienen. Unser Volk hat die Loya Jirga vor Augen und es war sich bewußt, wie sich selbige in ein Machtspiel wandelte, in dem die Forderungen der Fundamentalisten durch die Anwesenheit von Mördern und Vergewaltigern siebzigjähriger Mütter und kleiner Mädchen von 7 durchgesetzt wurden. Und die Situation wird nicht besser werden als diese undemokratische und verräterdurchsetzte Loya Jirga, solange die Nordallianz ihre schmutzige Existenz außerhalb des Zugriffs der Justiz fortsetzt.

Die Erfahrung der letzten 23 Jahre hat gezeigt, dass die USA und der Westen sich in ihrer Herangehensweise und ihrer Stellung zu den Menschenrechten hauptsächlich von ihren eigenen politischen Interessen leiten lassen. Die Wiedereinsetzung religiös motivierter Verbrecher in Afghanistan nach dem Terroranschlag des 11. Septembers ist ein kristallklares Beispiel für die Achtlosigkeit und Ignoranz des Westens hinsichtlich Menschenrechte, Frauenrechte und Demokratie in unserem Land. Wie können sie hoffen, dass solch verdorbene Elemente "menschlich" und "zivilisiert" werden?

Trauernde Mitbürger,

wir Frauen und Männer können unsere Rechte nur durch energischen und organisierten Kampf erreichen und erhalten. RAWA bittet alle freiheitsliebenden und antifundamentalistischen Individuen und Gruppen, ihr Kommittment für demokratische Werte und Frauenrechte durch einen erfolgreichen und unerschütterlichen Kampf gegen den Fundamentalismus unter Beweis zu stellen. Wir sollten die Verletzung von Menschenrechten und demokratischen Rechten durchVerbrecher in unserer Regierung bloßstellen und wir sollten nicht zulassen, dass "Menschenrechte" ein Werkzeug in den Händen der Fundamentalisten werden, mit denen sie ihre makabren, schmutzigen Gesichter reinigen und verschönern können.

Nur durch die gänzliche Beseitigung religiöser und nicht-religiöser Verräter können wir die Katastrophe in der Menschenrechtssituation in Afghanistan beenden.


Revolutionäre Vereinigung der Frauen Afghanistans (RAWA)
10. Dezember 2002






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RAWA's Aufruf an die UN und Weltgemeinschaft nach dem Fall Kabuls
RAWA- Erklärung zu den terroristischen Angriffen in den USA
RAWA- Erklärung zu den US-Angriffen auf Afghanistan
RAWA- Erklärung anlässlich des Internationalen Menschenrechtstages, 10. Dez., 2001


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