Millionen von Afghanen vom Hungertod bedroht: BBC

BBC, 21 September 2001

Waehrend riesige Menschenmengen auf der Suche nach Sicherheit aus ihrer Heimat fliehen, warnen Hilfsorganisationen vor einer humanitaeren Krise epidemischen Ausmasses in Afghanistan, die das Leben von Millionen unschuldiger Afghanen bedrohen koennte.

Tausende unschuldiger Menschen sind in den Vereinigten Staaten gestorben. Jetzt muessen wir dafuer sorgen, dass nicht noch mehr Unschuldige ihr Leben verlieren.

Christian Aid (Christliche Hilfsorganisation)

Hunderttausende versuchen von ihrem Zuhause in abgelegene Doerfer oder Grenzgebiete zu fluechten, weil sie Angst vor den Militaeraktionen der USA haben.

Aber es gibt kaum Essen oder Wasser, um sie am Leben zu erhalten, da die Nachbarlaender ihre Grenzkontrollen verschaerfen, um den massiven Fluss der Fluechtlinge einzudaemmen.

Neuen Schaetzungen zufolge sind mittlerweile bis zu sechs Millionen Afghanen von Duerre, Krieg oder Vertreibung betroffen.

Hilfsorganisationen appellieren dringend, dass der von den USA gefuehrte “Krieg gegen den Terrorismus” nicht zu einem Krieg gegen unschuldige Zivilisten wird.

Keine sichtbare Unterstuetzung

Hilfsorganisationen sind besonders besorgt, dass der Hauptlieferant der Nahrungs-Hilfsgueter fuer Afghanistan, das World Food Programme (Welt-Ernaehrungs-Programm), den Import und Transport von Weizen innerhalb Afghanistans eingestellt hat.

Gefaehrliche Nahrungsmittel- und Wasserknappheit

WPF berichten ueber Probleme bei Transport, Sicherheit und ueber Personalknappheit.

Korrespondenten berichten, dass allein der Rueckzug des WFP zwei Millionen Afghanen ohne jegliche sichtbare Unterstuetzung zurueckgelassen hat.

Mehrere Organisationen haben angeboten, dem WFP Personal zur Verfuegung zu stellen, um die Lieferung der Nahrungsmittelhilfen aufrecht zu erhalten.

Die Abreise aller auslaendischen humanitaerischen Helfer hat Afghanistan jedoch in grosse Schwierigkeiten gebracht.

“Tausende tot”

Die in den USA sitzende Hilfsorganisation “Christian Aid” berichtet, dass die Einstellung der Versorgung auf dem Luftwege dazu fuehren koennte, dass bis zum Fruehling Tausende von Menschen sterben.

Die Folgen... koennten ungleich tragischer und zerstoererischer sein, als die schlimmsten Massnahmen, die ein verwundetes Amerika nun gegen dieses lang, lang leidende Land ergreift," sagt Chris Buckley, der Programmkoordinator der Wohltaetigkeitsorganisation fuer Afghanistan.

"In den USA sind Tausende unschuldiger Menschen gestorben. Wir muessen dafuer Sorge tragen, dass nicht noch mehr unschuldige Leben verlorengehen."

Die britische Wohltaetigkeitsorganisation OXFAM fordert, dass die USA und ihre Verbuendeten den afghanische Zivilisten versprechen muessen, sie nicht zur Zielscheibe zu machen.

"Die Vor-Ort-Verteilung beruht nicht nur auf der Verteilung von Essen", sagte Oxfam’s Mitarbeiter Alex Renton gegenueber Reportern.

"Sie haengt auch davon ab, dass die Angst vor unproportionalen militaerischen Aktionen herrscht, die so viele Afghanen aus ihrer Heimat vertreibt", sagte er.

Grenz-Appell

Oxfam plaedierte weiterhin dafuer, internationale Grenzen zu oeffnen, um den Tausenden Fluechtlingen aus Afghanistan Unterkunft zu gewaehren.

Die FAO (Nahrungsmittel ­und Landwirtschafts-Organisation der UN) schaetzt jedoch , dass in Iran und Pakistan bereits 3,5 Millionen afghanische Fluechtlinge leben.

Das Internationale Rote Kreuz ist weiterhin innerhalb Afgnhanistans taetig.

Der Hochkommissar fuer Fluechtlinge der UN (UNHCR) schaetzt, dass waehrend der vergangenen Woche mindestens 15.000 Afghanen die Grenze nach Pakistan ueberquert haben, obwohl Versuche gemacht worden waren, die Grenze zu schliessen.

Gemaess der AFP Nachrichtenagentur plant die UNHCR im Iran dafuer vor, die Ankunft von 300.000 Afghanen an der Grenze aufzufangen.

Das Internationale Kommittee des Roten Kreuzes (ICRC) untersucht Alternativen, um Hilfe nach Herat im Westen Afghanistans und nach Mazar-I-Sharif im Norden zu bringen.

Das ICRC transportiert weiterhin Hilfsgueter aus Tajikistan nach Afghanistan und sucht nach Hilfe , um ueber Iran und Turkmenistan transportieren zu koennen.

Steiegende Kriminalitaet

Mittlerweile, so sagt Kate Clark vom BBC, existieren Berichte ueber steigende Kriminalitaet, insbesondere in Kabul, waehrend sich die Angst in Chaos verwandelt.

Es herrscht auch das Gefuehl, dass eine klare politische Strategie, insbesondere eine, die von der UN geleitet wuerde, den drohenden Konflikt abwenden koennte.

Aghanen betonen, dass es Unsicherheit und Buergerkrieg waren, die auslaendischen Militanten wie Omar bin Laden erlaubt haben, in ihrem Lande hochzukommen.




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