Einwohner Kabuls fuerchten die Northern Alliance und sorgen sich um um ihre Sicherheit in Kabul
AP, 11. November 2001
Von KATHY GANNON
KABUL, Afghanistan (AP) Saeed Abbas, der auf einem Holzstuhl vor seinem Fahrradersatzteile-Laden im Norden Kabuls kauert, befuerchtet, dass der Krieg bald auch vor seiner Tuer steht. Durch ihre Sieg im Norden Afghanistans und den Fall der strategisch bedeutenden Staedte Mazar-e-Sharif und Herat ermutigt, richtet die Opposition ihren Blick nun auf die Hauptstadt dieses kriegsgebeutelten Landes.
Die herrschenden Taliban haben Kontrollposten an den meisten wichtigen Kreuzungen in der Stadt errichtet, sie halten Fahrzeuge an, durchsuchen Fahrgaeste und suchen nach moeglichen Infiltratoren.
"Aber es bleibt eine Tatsache die von 1992 bis 1996, der Nördliche Bund ein Symbol des Massakers, systematischer Vergewaltigung und Plünderung war. Welcher warum wir ist - und ich schließe das UNS Staatliche Abteilung mitein - willkommen hat die Taliban geheißen, als sie in Kabul angekommen sind. Der Nördliche Bund verläßt die Stadt in 1996 mit 50,000 tot hinter ihm. Jetzt sind seine Mitglieder unser Fuß Soldaten. Besser als Herr bin Laden, sicher zu sein. Aber was - werden im Namen von Gott- sie in unserem Namen machen?"
The Independent (UK), November 14, 2001"Wir hoeren die Bomben an der Frontlinie fallen, und nun, da Mazar-e-Sharif gefallen ist, wissen wir, dass sie bald hierher kommen werden", sagte Abbas am Sonntag.
Abbas ist ein Mitglied der Tajik, genauso wie Burhanuddin Rabbani, der Kopf der Northern Alliance und viele der Kaempfer, aus denen sich die Anti-Taliban-Opposition zusammensetzt.
Die Aussicht, dass Tajiks Stammesgenossen, die Tajiks, und andere Mitglieder der Allianz die Macht ergreifen koennten, jagt Abbas jedoch Angst ein. Er und andere erinnern sich an die bitteren Kaempfe, an die taeglichen Raketenangriffe und die staendige Todesangst, die sie in den vier Jahren ausgestanden haben, als diejenigen Fraktionen, die sich jetzt gegen die Taliban vereinigen, ueber Kabul herrschten.
Seit 1992 bis zum Jahr 1996, als die Taliban Kabul eroberten, haben die Fraktionen die Stadt in ein Kriegsgebiet verwandelt, innerhalb dessen jede Gruppe Stadtteile der Gegend kontrollierten. Mit Raketen und Moersern haben sie ganze Stadtteile dem Erdboden gleichgemacht, und in riesigen Gebieten legten sie Landminen und andere Minen.
Abbas hebt eine der zwei staehlernen Kruecken auf, die neben ihm liegen. "Davon werden wir zukuenftig noch mehr brauchen", sagte er.
Sein linker Unterschenkel fehlt. Er ist auf eine Landmine getreten, die von rivalisierenden Fraktionen gelegt worden war.
"Ich war kein Soldat. Ich war nur von einem Teil der Stadt in einen anderen Teil unterwegs, und das ist passiert," sagte er, und deutete auf seinen Beinstumpf.
Praesident Bush hat die Opposition aufgerufen, Kabul nicht einzunehmen, bevor eine neue, auf breiter Bevoelkerungsschicht basierende Regierung geformt worden sei. Einige Kommandeure der Opposition an der Frontlinie noerdlich der Stadt wollten jedoch undbedingt vorruecken.
Frueh am Montag , so behauptet die Opposition, haben sie zwei Hauptstrassen angegriffen, die Kabul mit dem Allianz-kontrollierten Luftstuetzpunkt Bagram verbinden. Der Angriff wurde durch heftige Gegenwehr der Taliban abgewehrt.
Die Northern Alliance repraesentiert ueberwiegend ethnische Minderheiten wie die Tajiks, Usbeken und Hazaras. Diese Volksstaemme dominieren die noerdliche Haelfte des Landes, in denen Allianz bis jetzt erfolgreich war.
Das Rueckgrat der Taliban sind ethnische Pashtuns, die landesweit dominierende Volksgruppe.
"Mir ist es egal, wer Tajik, wer Pashtun oder wer Usbeke ist", sagt Abbas. "Mir geht es nur darum, dass in Kabul Frieden einkehrt".
Abba’s Aengste werden von vielen Einwohnern der Ein-Millionen-Stadt geteilt.
"Wir haben kein Geld", sagt Abdul Ahad in seinem schaebigen, einraeumigen Zementladen im Khair Khana-Distrikt der Stadt "Wir koennen nicht fliehen".
Saeed Ghana betrat Ahad’s Kramladen und hockte sich auf ein Fahrrad in einer Ecke. Er hoerte eine Weile zu, bevor er sich vorstellte.
"Ich war Pilot, sagte er. "Nun bin ich Lastentraeger". Ghana sagt, er habe waehrend der sowietischen Besetzung Afghanistans Flugzeuge des Typs MiG-21 russischer Machart fuer die pro-komminustische Regierung geflogen. Er traegt mehrere Lagen abgetragener, zerlumpter Kleidungsstuecke uebereinander, um sich vor der Kaelte zu schuetzen. Als er ueber seinen Job redet, lacht er.
"Ich haette fliehen sollen, als es noch ging. Das habe ich nicht getan, und nun geht es nicht mehr", sagt er mit resignierter Stimme.
"Die Kaempfe haben dieses Land zu einer Wueste gemacht. Die Anfuehrer sind alle gleich", sagt Ghana. "Denen sind nicht die Menschen wichtig, sondern die Macht".
Ein halbes Dutzend Maenner, die sich versammelt haben, nicken zustimmend. Alle tragen lange, ungekaemmte Baerte, wie sie von denTaliban vorgeschrieben worden waren. Der Tag ist kuehl, ungefaehr 10 Grad Celsius (50 Grad Fahrenheit). Die Maenner tragen die traditionellen wollenen Umhaenge.
Das Gespraech kommt auf Osama bin Laden, der von den USA beschuldigt wird, die toedlichen Angriffe vom 11. September auf Amerika organisiert und instigiert zu haben.
Bush hat am 7. Oktober Luftangriffe angeordnet, nachdem die Taliban sich geweigert haten, Bin Laden auszuliefern und sein al-Qaida-Netzwerk zu schliessen.
"Wir finden es seht traurig, was in Amerika geschehen ist. Wir wissen, dass die Amerikaner sehr aergerlich sein muessen", sagt Shaft Allah, ein graubaertiger Lehrer. "Aber wir wissen nicht, wo Osama ist. Wir wissen nicht, wie sie Osama fangen koennen".
Abdul Kabir, der ungezuendete Bomben aus der Stadt raeumt, hat wenig Hoffnung auf Frieden.
"Wir koennen nirgends hin und keiner wird unserem Leiden ein Ende setzen" sagt Kabir, als er durch gebrauchte Haushaltswaren wie angeschlagene Teller und ein Buendel Gabeln, mit einem Gummiband zusammengehalten, sucht. "Unsere Baeuche sind leer, unsere Kinder haben keine Zukunft. Was bleibt uns?"