RAWA – Kommuniqué zur Verabschiedung des Gesetzes zur „Nationalen Versöhnung“ im afghanischen Parlament
Schändliches Gesetz zur „Nationalen Versöhnung“: Der letzte Nagel im Sarg der Scheindemokratie
Vor kurzem verabschiedete das afghanische Parlament das infame Gesetz zur „Nationalen Versöhnung“, das in erster Linie die Vergebung der Kriegsverbrechen und die Immunität aller Verräter und Verbrecher zum Inhalt hat. Dies offenbart zum tausendsten Mal das wahre Gesicht des Parlaments und dessen anti-nationale und verräterische Natur. Nur zu deutlich beweist dies, dass sich diese Bande von Verrätern und Mördern unter dem Deckmantel der Demokratie praktisch in die Dienste der fundamentalistischen Warlords stellt, also der schlimmsten Feinde Afghanistans und seiner unglücklichen Menschen.
Diese Opfer der Verbrechen der Fundamentalisten verlangen Gerechtigkeit.
Die Verabschiedung dieses Gesetz war bei einem Parlament mit der derzeitigen Konstellation und diesen Mitgliedern nicht überraschend. Aber eines sollten sich die kompromiss-süchtigen intellektuellen Kollaborateure bewusst machen, die sich jetzt hinter Parolen wie „nationale Einheit“, „Toleranz“, „Vergessen der Vergangenheit“, „Blick in die Zukunft richten“, etc. verstecken. Nach der Verabschiedung eines solchen Gesetzes dürfen sie nicht die Augen verschließen, heile Welt spielen und unser Volk in die Irre führen. Als Shukria Barukzai z.B. im Parlament den infamen Verbrecher Mullah Rokitee getroffen hat, sagte sie anschließend den Reportern: „Ich habe einen neuen Freund im Parlament gefunden“.
Der letzte Bericht von Human Rights Watch über die Verbrechen der Fundamentalisten in Afghanistan und besonders die Exekution von Saddam Hussein, hat den Mördern, die unser Land regieren, Angst gemacht, und jegliche große Worte sind ihnen im Hals steckengeblieben, ist doch ihre eigene Existenz in Gefahr. Mit aller Gewalt versuchten sie, mit Hilfe ihrer Macht und Stellung im Parlament, sich der Justiz und damit ihrer Vernichtung zu entziehen. Saddams Tod am Strick hat gezeigt, dass die USA ihre Schoßhündchen von heute, die sie in ihrem eigenen Interesse als Vorzeigedemokraten darstellen, vielleicht morgen schon, wenn sie ihre Schuldigkeit getan haben, ihrem Schicksal überlassen wie Saddam, Noriega und andere ehemalige Lakaien der USA. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass die meisten mächtigen Diktatoren ein ebenso elendes Ende nehmen wie Saddam.
Mit diesem neuen Gesetz haben heute Blutsauger wie Sayyaf, Rabbani, Qanoni, Muhaqiq, Khalili, Dostum, Fahim, Olumi, Ranjbar, Haji Farid, Mullah Rokitee, Perum Qul, Gulabzoy u.a. gut lachen und können sich als Sieger fühlen. Durch die Bank, von Khalqi und Parchami über die Taliban bis zur „Nordallianz“, haben sich die Verbrecher zusammengeschlossen und eine unheilige Allianz gegen unser Volk gegründet, um ihre Brutalität und ihren Verrat an unserem Land und all ihre Verbrechen zu verschleiern und ihre dunkle Herrschaft auszuweiten. Gleichzeitig haben sie auch die Vorraussetzungen geschaffen, um Schlächter wie Sarwari, Zardad und ihresgleichen in die Freiheit zu entlassen und der Gerechtigkeit zu entziehen.
Niemand außer Malalai Joya und weniger anderer ehrbarer Parlamentsmitglieder hat seine Stimme erhoben, um die Verabschiedung dieses verräterischen Gesetzes zu verhindern.
Obwohl die Vereinten Nationen das Gesetz kritisierten, wird sich erst noch zeigen, ob dies auch nur ein taktisches Manöver ist, so wie damals, als die UNO diese schändlichen Wahlen voller Betrug und Arglist als „Wunder“ bezeichneten. Sollte die Kritik dennoch ehrlich gemeint sein, halten die Vereinten Nationen hoffentlich bis zum Ende daran fest.
Die Verbrecher, die im Moment an der Macht sind, Herr Karzai, seine Verbündeten und ausländischen Hintermänner sollten wissen, dass unser Volk eines Tages ihre Beleidigungen und Verachtung für die geliebten Angehörigen, die die Menschen betrauern, nicht mehr hinnehmen wird. Unser Volk wird sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen und solche schändlichen Gesetze in der Luft zerreißen, und die Verantwortlichen für die Verbrechen gegen unser Land in der Vergangenheit und Gegenwart vor den Richter bringen und bestrafen.
Die Verbrecher im afghanischen Parlament glauben tatsächlich, dass sie sich mit dem Spielchen der „Nationalen Versöhnung“, ohne sich groß mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen, von ihrer Schuld am vergossenen Blut von 65.000 ZivilistInnen in den frühen 90er Jahren in Kabul reinwaschen und straflos der Justiz entkommen können.
Während Human Rights Watch vor kurzem nur einen kleinen Teil der schrecklichen Kriegsverbrechen der Fundamentalisten enthüllt hat, hat RAWA die schockierenden Verbrechen der Despoten in den letzten drei Jahrzehnten öffentlich gemacht und wird diese religiösen und nicht-religiösen Henker nicht zur Ruhe kommen lassen. So wie wir Zardad der britischen Justiz zugeführt haben, werden wir keine Sekunde ruhen, bevor nicht all diese Verbrecher vor dem Richter stehen. Heute haben diese Marionetten ausländischer Mächte unser Land in ihren Händen und können in ihrem lächerlichen Parlament jedes Gesetz durchsetzen, um sich selbst zu schützen und abzusichern. Aber sie übersehen dabei, dass das freiheitsliebende afghanische Volk und friedensliebende Menschen auf der ganzen Welt ihnen nicht für ewig erlauben werden, mit dem Leid der Menschen von Afghanistan zu spielen. Der Alptraum, ihren Bruder Saddam hängen zu sehen, wird ein ewiger Stachel in ihren süßen Träumen sein, bis sie endlich der Justiz zugeführt werden.
Unser Volk will, dass Sayyaf, Khalid Farooqi, Gulbudin und andere die Schmerzen ihrer Opfer spüren, die sie in Metalcontainern verbrannt haben. Die Menschen von Afghanistan wollen, dass Khalili, Muhaqiq, Kazimi und ihresgleichen die Schmerzen ihrer Opfer spüren, denen sie die Augen ausgestochen und Nägel in den Kopf geschlagen haben, so dass jeder von ihnen am eigenen Leibe spürt, was den Paschtunen, den Hazaras und anderen ethnischen Gruppen angetan wurde. Unser Volk will, dass Gulabzoy, Olomi, Ranjbar und andere den Horror der Opfer von Massentötungen und Beerdigungen bei lebendigem Leibe spürt. Die Menschen von Afghanistan wollen, dass Mullah Rokitee, Mutawakil und ihresgleichen das Leid der Opfer von Amputationen und Auspeitschen spüren. Nur eine gerechte Justiz kann die Täter mit dem wahren Ausmaß ihrer barbarischen Gräueltaten und all ihren beleidigenden Angriffen gegen unser Volk in der Vergangenheit konfrontieren.
RAWA bittet alle friedensliebenden Menschen auf der ganzen Welt und alle Freundinnen und Freunde des afghanischen Volkes dringend, gegen dieses Gesetz der Ungerechtigkeit zu protestieren und sich auf diesem Weg in treuer Freundschaft hinter die leidenden Menschen von Afghanistan zu stellen.
Revolutionäre Frauenorganisation Afghanistans (RAWA)
4. Februar 2007
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