Taliban schliessen italienisches Krankenhaus in Kabul, schlagen Personal und entfuehren drei Angestellte
Reuters, 18. Mai 2001
KABUL, 18. Mai (Reuters) - ein italienisch getragenes Krankenhaus, in dem Kriegsopfer in Afghanistan behandelt wurden, wurde nach einer Razzia durch die Taliban, die religioese Partei, auf unbestimmte Zeit geschlossen. Meldungen von Krankenhauspersonal zufolge schlugen die Taliban Personal und transportierten drei oertlich lebende Angestellte ab.
"Nach diesem Vorfall ist das Krankenhaus geschlossen. Wir haben alle Patienten entlassen und wissen nicht, wann das Krankenhaus wieder geoeffnet werden kann", teilte eine Sicherheitskraft des Krankenhauses mit.
Andere Angestellte berichteten, dass sich waehrend des Mittagessens bewaffnete Taliban den Weg ins Krankenhaus erzwungen hatten , Angestellte geschlagen haben und sie beschuldigten, mit Frauen gemeinsam zu essen.
Der Speisesaal des neuen Krankenhauses war durch einen Vorhang geteilt, so dass Maenner und Frauen getrennt waren, sagten die Angestellten des Krankenhauses.
Das chirurgische 120-Betten-Krankenhaus namens "Notfall" war in diesem Jahr eroeffnet worden, um Opfer des 21 Jahre langen Krieges in Afghanistan zu behandeln.
Die religioese Partei gab keinen unmittelbaren Kommentar ab und auslaendische Angestellte des Krankenhauses lehnten es ab, mit den Reportern zu sprechen.
Frauen in Taliban-kontrollierten Gebieten, welche den Grossteil des Landes ausmachen, ist fast jede Art von Ausbildung verboten, sie duerfen nicht ausserhalb ihres Hauses arbeiten und es ist ihnen generell untersagt, mit Maennern Kontakt zu haben.
Die religioese Polizei, die sich offiziell als Ministerium fuer die Foerderung von Moral und Verhinderung von Lastern bezeichnet, handelt auf direkte Anordnungen des obersten Taliban - Leiters Mullah Mohammed Omar. Diese Polizei ist eine machtvolles Werkzeug zur Erzwingung und Durchsetzung der duesteren Version des Islams der Taliban.
Im Jahre 1997 fuehrten die Taliban eine Razzia in einer franzoesischen, nicht regierungsgetragenen Organisation durch und nahmen auslaendische sowie afghanische Angestellte fest, weil diese mit oertlichen weiblichen Angestellten gegessen und ferngesehen haetten.
Diejenigen, die verhaftet worden waren, wurden nach monatelangen Gefaengnisaufenthalten entlassen; einige von ihnen wurden ausgepeitscht.
Auslaendisch getragene Organisationen, wie United Nations und private Gruppen stellen in Afghanistan die meisten grundlegenden sozialen Dienste zur Verfuegung.
Die Taliban haben jedoch regelmaessig Konflikte mit ihnen, insbesondere bezueglich der Enschraenkungen der Bewegungsfreiheit fuer Frauen.
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