Vier Maenner in Kabul von Taliban erhaengt

AP 8. August 2001
Von: KATHY GANNON, Autorin der Associated Press

KABUL, Afghanistan (AP) - Menschenmengen starrten und Kinder versteckten sich hinter Eltern,um ab und zu hervorzugucken, um einen Blick auf die leblosen Koerper der vier Maenner zu erhaschen, die am Mittwoch anlaesslich einer seltenen oeffentlichen Hinrichtung durch die Afghanistan regierenden Taliban auf dem Hauptplatz Kabuls an Kraenen baumelten. Die vier Maenner waren fuer schuldig befunden worden, im vergangenen Jahr fuer die Opposition eine Serie von Bombenangriffen ausgefuehrt zu haben,wodurch eine Person ums Leben kam. Vor 1999 waren oeffentliche Hinrichtungen ein fast woechentliches Ereignis im von Taliban regierten Afghanistan. Nun sind oeffentliche Hinrichtungen selten geworden. Dies ist die zweite oeffentliche Hinrichtung von Anhaengern der Opposition seitens der Taliban seit die Taliban in 1996 die Kontrolle ueber den groessten Teil Afghanistans erlangten. Taliban-Soldaten mit Turbanen, bewaffnet mit Kalaschnikov-Gewehren, bildeten eine Barrikade um den Platz, leiteten den Verkehr um und hielten Zuschauer auf Abstand, waehrend die leblosen Koerper an den Kraenen baumelten. Autos hupten und Fahrradfahrer schlaengelten sich durch Mengen baertiger Maenner, um einen Blick auf die Leichen zu erhaschen. Kleine Jungen guckten unter den Armen von Maennern durch, um die Leichen zu sehen. Um acht Uhr morgens wurden die Leichen abgeschnitten, die Soldaten zogen sich zurueck und die Menge draengte vorwaerts, um die Leichen aus der Naehe zu sehen. Ein aelterer Mann strich sich durch seinen ungekaemmten, grauen Bart und sagte, dass er die Erhaengungen befuerworte. "Wem geht es schlechter? Den unschulditen Menschen, die diese Maenner getoetet haben, oder diesen dummen Maennern?" fragte Mohammed Abdullah. "Dies ist eine Lektion fuer die jungen Leute." Aber viele der jungen Menschen waren von der Szene angeekelt. "Natuerlich habe ich Angst. Heute Nacht traeume ich davon," sagte Nasim Ahmed, kaum zwoelf Jahre alt, ein Sechstklaessler auf dem Weg zur Schule, der den vorgeschriebenen schwarzen Turban trug und einen Stapel Buecher an sich drueckte. "Das sind unsere Landsleute. Wir sollten Mitleid mit ihnen haben." Die Taliban, die eine sehr harte Linie des islamischen Gesetzes durchsetzen, haben oeffentliche Bestrafungen fuer Zuwiderhandlung gegen ihre Gesetze eingefuehrt. Moerder werden hingerichtet, Dieben werden Gliedmassen amputiert und Menschen, die Bagatellverbrechen begangen haben, werden oft oeffentlich ausgepeitscht. Die Autoritaeten der Taliban sagen, dass die vier erhaengten Maenner gestanden haetten, im vergangenen Jahr Bomben in der Naehe des Auswaertigen Amtes, eines Hotels und in der Naehe des Bildungssministeriums gelegt zu haben. Durch die Explosionen kam ein Mensch ums Leben, und Dutzende andere wurden verletzt. Die Taliban, die 95 Prozent Afghanistans beherrschen, beschuldigten die Opposition, die vom abgesetzten Praesidenten Burhanuddin Rabbani und seinem Militaerchef Ahmed Shah Masod gefuehrt wird. Oeffentliche Bestrafungen wurden in Kabul schon ausgefuehrt, bevor die Taliban an die Macht kamen. Waherend der vierjaehrigen Herrschaft von Rabbani wurden in einem oeffentlichen Park Galgen errichtet und zwei Maenner wurden erhaengt. Die Erhaengungen vom Mittwoch fanden auf demselben Platz statt, auf dem die Taliban voer fuenf Jahren den frueheren afghanischen kommunistischen Praesidenten Najibullah erhaengt haben. Najibullah's kommunistisches Regime wurde im Jahre 1992 von seitens der USA untersteutzeten Rebellen gestuerzt, die ihm erlaubten, unter UN-Schutz in Kabul zu verbleiben. Nachdem die Taliban jedoch im September'96 Kabul eingenommen hatten,zerrten sie Najibullah und seinen Bruder aus deren UN-Versteck fort, folterten und erhaengten sie. Die Brueder wurden beschuldigt, wahrend der BesetzungAfghanistans durch die fruehere Sovietunion von 1979 bis 1989 Tausende Menschen ermordet zu haben. Einige Anwohner kritisierten die Wiederkehr oeffentlicher Hinrichtungen. "Diese Maenner, die diese Bomben gelegt haben, sollten bestraft werden - aber hinter verschlossenen Tueren, nicht in der Oeffentlichkeit" sagte Ali Jan. "In Afghanistan gibt es keine Arbeit, die Menschen haben nichts zu tun, und darum kommen sie alle her um zu gucken. Das ist sehr schlecht fuer uns."

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